Hier mein erster Dobson Eigenbau in Daten und Bildern. Die Optik lag noch in der Schulsternwarte herum und stammt von einem ehemaligen Schüler. Der Bau selbst war nicht ernst gemeint, da man aus so einer kleinen Optik mit f8 nicht unbedingt einen Gitterrohr-Dobson baut. Für mich war das ein Übungsobjekt zum Sammeln von Erfahrungen für den Bau größerer Dobsons.
Daten:
- Öffnung: 114 mm
- Brennweite: 900 mm
- Öffnungsverhältnis: f/8
- Länge: ca. 330 mm
- Breite: ca. 190 mm
- Höhe: ca. 950 mm
- Lichtsammelleistung: 260 des Auges
- Auflösungsvermögen: 1 Bogensekunde
- maximal nutzbare Vergrößerung: 170
- förderliche Vergrößerung: 160
- minimal nutzbare Vergrößerung: 18
Bilder:
Bauplan:
Da ich eine kleine CNC-Fräse besitze und damit komfortabel verschiedenste Teile herstellen kann, bin ich gezwungen exakte Konstruktionszeichnungen zu erstellen. Vorteil: Die kann ich jetzt hier bereit stellen. Grundsätzlich kann man alle Teile auch per Hand sägen+bohren, per Dekupier- oder Kreissäge bearbeiten. Eine Fräse ist schön aber nicht zwingend notwendig.
Materialien:
- 3x Alustangen 6×1 mm mit 3 mm Bohrung zur Befestigung der Spinne, die drei M3 Gewindestangen halten (Baumarkt)
- Hut-Teile aus 6,5 mm Birke Multiplex höhere Qualität (modulor.de, hatte ich noch im Bestand)
- Okularauszug: E27 Plastik Lampenfassung für 2 Euro aus dem Baumarkt als Schraubfokussierer
- Okularhülse als Verlängerungsring 2x 12 mm Birke Multiplex und Bohrungen mit M3 Innengewinde, E27 Fassung ist mit M3 Schrauben befestigt
- 4x Aluwinkel 15×15, 1 mm dick (Baumarkt)
- 8x Alustangen 6×1 mm (Baumarkt)
- Spiegelbox Seitenwände+Blende 6 mm Birke Multiplex (Baumarkt)
- Spiegelbox Grundplatte 10 mm Birke Multiplex (Baumarkt)
- Abdeckung Spiegelbox 6 mm Birke Multiplex (Baumarkt)
- Schubladenknopf aus Holz (Baumarkt, 2,50 €)
- Rockerbox 9 und 10 mm Birke Multiplex (Baumarkt)
- Fußteil 12 mm Birke Multiplex (Baumarkt)
- Eisenstangen 10×10 (Baumarkt)
- Messing Schrauben und Muttern M3, M4, M5 (Baumarkt)
- 3x Einschlagmutter M5 (Baumarkt)
- Edelstahl Schrauben und Muttern M4, M5 (Baumarkt)
- Kupplung Fuß-Rockerbox über M6-Schraube+Mutter und Stück Alurohr 8×1 als Gleitlager (Baumarkt)
- Teflon: PTFE Platte 500×250 (masterplatex.de, 28,- €)
- Teflon: PTFE Stab Durchmesser 40, 200 lang (masterplatex.de, 20,- €)
- Teflon reicht jetzt locker für alle weiteren Vorhaben
Software-Chaos bis zur CNC-Fräse:
Die LibreOffice-Dateien sind die Originalzeichnungen/Konstruktionen. Aus diesen entstehen relativ leicht pdf-Dateien. Von den Originalen muss ich noch svg-Dateien (leider Seitenweise als Umweg, weil LibreOffice keine Coreldateien macht) erzeugen um sie in CorelDraw einzulesen, um wiederum mit Corel dxf-Dateien für die CNC-Fräse zu erstellen. Alle abgeleiteten Dateien befreie ich von Bemaßungen und Texten. Umständlich, leider, und dazu muss ich von meinem Linux wegen Corel auch noch zu Windows wechseln weil nur Corel vernüftige dxf-Dateien macht. Demnächst werde ich versuchen mich in Inkscape einzuarbeiten. Inkscape kann direkt dxf-Dateien speichern. Damit erspare ich mir auch den Betriebssystemwechsel und kann bei Linux bleiben.
Herausforderungen:
Baut man das erste mal einen Dobson so beginnt man zu recherchieren und stößt auf viele schöne Seiten mit vielen Bildern, Beschreibungen und Anleitungen. Baupläne habe ich nur ganz wenige gefunden, die auch wenig hergaben. Irgend etwas fehlte immer: Material, Materialstärke, Maße aller Art, Bezugsquellen, Befestigungsart (kleben, nieten, schrauben), usw.. Die von mir am meisten benutzten Seiten waren die von Reiner Vogel, eine handvoll Dobson (Astrotreff) und von AstroTobi.
Also waren die größten Probleme die Materialauswahl in der Art/Stärke/Festigkeit, Okularauszug (sollte wenig/nix kosten), Auswahl der Alustangen und Konstruktion der Teile (meist aus Bildern und eigenem technischen Verständnis abgeleitet). Fangspiegel mit Fangspiegel-Halterung und Spinne war vom Originalteleskop vorhanden, wie auch der Hauptspiegel mit Spiegelhalterung/Spiegelzelle. Zum Hauptproblem wurden die Sichelräder. Durch den bei f8 sehr hoch liegenden Schwerpunkt fand ich diese überproportional groß und entschied mich die Spiegelbox mit Stahleinlagen zu beschweren. Das ganze wurde zu einem Kompromiss aus Gewicht der Spiegelbox und Größe der Höhenräder. Die großen Höhenräder haben aber auch Vorteile. So konnte ich auf eine Beschichtung der Sichelräder-Gleitflächen verzichten. Die Höhenverstellung läuft butterweich und verrutscht auch nicht bei Okularwechsel und verschieden schweren Okularen. Der eingefügte Querstab erweist sich super für das Bewegung und Schwenken des Teleskops. Ideal gelegen zum Anfassen benutze ich nur noch diesen.
Super fand ich die Idee für einen 2 Euro Okularauszug von “eine handvoll Dobson (Astrotreff)“. Lediglich das Ausfräsen auf 1 1/4 Zoll war abenteuerlich, hat aber geklappt und funktioniert ordentlich. Und für das was ich mit dem 4 Zoll beobachten will, Mond, Planeten, Doppelsterne und Sternhaufen brauche ich nicht einmal eine Hutverkleidung/Blendschutz. Auch auf Klemmblöcke konnte ich leicht verzichten, da ich das Gerät bei einer Länge von unter 1 m eh nicht auseinander nehme. Steht in der Garage, Plastiksack drüber und fertig. Und falls der Dobson mal mit auf Urlaubsfahrt soll, dann sind 16x M4 Schräubchen an den Stangen auch mal lösbar. Insgesamt sieht das Gerät eher albern aus wie ein Spielzeug. Aber, er ist zu meinem meist genutzten Teleskop für Mond und Planeten geworden. Hinstellen, anvisieren – fertig und gucken.
Bleibt nur noch für einsame Winternächte das Schwärzen der Spiegelbox und das Lackieren. Hat sich bisher nicht als notwendig erwiesen. Ich bin da schmerzfrei, nicht penibel oder gar Freak.
Kosten:
Den Preis schätze ich so um die 50 Euro (ohne vorhandene Spiegel und Halterungen), wobei die Alu-Stangen etwa die Hälfte ausmachen. Da ich aber immer viel größere Mengen an Material gekauft habe und manche Dinge dann unnötig waren bin ich gefühlt bei 250..300 Euro Ausgaben. Gerade bei Farben, Kleber und Schrauben und Kleinteilen langen die Baumärkte ordentlich zu.
Letzte Änderung: 08/2017